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Petra Oelker: Zwei Schwestern. Eine Geschichte aus unruhiger Zeit.

Roman // Rowohlt Tachenbuch Verlag // 2017
175 Seiten // 12,00 Euro


Die Geschichte der Halbschwestern Reimare Hogenstraat und Anna Bünnfeld geht auf das Testament der Anna Büring zurück, das Petra Oelker im Hamburger Staatsarchiv gefunden hat. Darin hat die Ratsherrenwitwe zweiunddreißig Jahre nach der Abfassung ihr erstes Testament im Lichte der Reformation widerrufen und neu geschrieben.

Der Roman berichtet von der Zerstörung des Klosters Harvestehude bei Hamburg 1530 und der Vertreibung der dort ansässigen Nonnen. Während einige in ihre Hamburger Familien zurückkehren und andere in Katholische Klöster in den katholischen Gegenden ziehen, konvertieren einige der Nonnen zum lutherischen Glauben und leben nun ihm alten Johanniskloster in Hamburg. Zu diesen gehört auch Reimare, Annas jüngere Halbschwester. Anna versucht ihre Halbschwester nach Kräften zu unterstützen. Gerne würde sie Reimare mit ihrem vertrauten Hausarzt zusammenbringen und auch der Pastor ist Reimare sehr zugeneigt.

Petra Oelker schreibt darüber, wie die verbliebenen Nonen, jetzt nur noch Jungfern und ohne den Schutz eines mächtigen Ordens ihren Weg zu finden versuchen. Sie müssen ihr Leben neu ordnen unter den veränderten geistlich Geboten. Doch das gilt nicht nur für die früheren Nonnen, auch die „Zwangs-„ konvertierten Hamburger müssen lernen mit der Reformation zu leben.

Wie immer gelingt Petra Oelker eine tolle Mischung von Fiktion und Geschichte und sie läßt ein faszinierendes Bild der Umbruchszeit im Zeichen der Reformation vor den Augen des Lesers erstehen. Wunderschön sind auch die Illustrationen von Andrea Offermann.

Für das Rezensionsexemplar danken wir:

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